Psychologischen Mechanismen der Achtsamkeit
Achtsamkeit #Achtsamkeit, #Body-Scan, #Gehmeditation, #Tai-Chi🥋 Tai-Chi und Qigong: Die Synergie gegen chronischen Stress
Tai-Chi (Taijiquan) und Qigong sind chinesische Bewegungskünste, die sich ideal zur Stressbewältigung eignen, da sie auf drei physiologischen und psychologischen Ebenen gleichzeitig wirken:
1. Detaillierte Physiologische Wirkung (Der Parasympathikus-Turbo)
Die zentralen Mechanismen sind die Aktivierung des Parasympathikus und die Modulation des Stresshormonsystems.
- Veränderung des Herzratenvariabilität (HRV): Studien zeigen, dass regelmäßiges Tai-Chi die Herzratenvariabilität (HRV) verbessert. Die HRV ist ein Indikator für die Flexibilität des autonomen Nervensystems. Eine höhere HRV bedeutet, dass der Körper schneller zwischen Anspannung (Sympathikus) und Entspannung (Parasympathikus) umschalten kann. Chronischer Stress reduziert die HRV; Tai-Chi stellt sie wieder her.
- Senkung des Cortisolspiegels: Durch die tiefe, langsame abdominale Atmung (Bauchatmung), die untrennbar mit den Bewegungen verbunden ist, wird die HPA-Achse (Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse) beruhigt. Die Aktivität der Vagusnerven (Teil des Parasympathikus) wird erhöht, was direkt zur Senkung der Cortisolkonzentration im Blut führt.
- Muskuläre Entspannung und Faszienarbeit: Die langsamen, fließenden Übergänge der Bewegungen lösen tief sitzende tonische Anspannungen in den Faszien und der tiefen Muskulatur, die oft unbewusste Reste der „Kampf-oder-Flucht“-Bereitschaft sind.
2. Psychische Wirkung: Fokus und Flow-Zustand
Tai-Chi fördert einen Zustand, der dem Flow-Zustand nahekommt, indem es eine Balance zwischen Anforderung und Fähigkeit herstellt.
- Unterbrechung des Grübelns: Die Komplexität der Bewegungsabläufe (Koordination von Armen, Beinen, Atmung und Blickrichtung) erfordert eine fokussierte Aufmerksamkeit. Dies lässt keinen Raum für abschweifende Gedanken (Ruminieren), die den Stress aufrechterhalten.
- Steigerung der Körperwahrnehmung: Durch die ständige propriozeptive Rückmeldung (Information über die Stellung des Körpers im Raum) wird das Körpergefühl verbessert. Wer den eigenen Körper besser wahrnimmt, erkennt stressbedingte Frühwarnzeichen schneller und kann früher gegensteuern.
🧘 Achtsamkeitsübungen: Die Vertiefung der Psychologischen Wirkung
Der Kern der Achtsamkeit liegt in der Metakognition – dem „Denken über das Denken“. Das Ziel ist die Decentering (Dezentrierung), d. h. die Fähigkeit, eigene Gedanken und Gefühle als bloße mentale Ereignisse zu beobachten, anstatt sich mit ihnen zu identifizieren.
1. Der Body-Scan (Vertiefte Wirkung)
- Sinn der Non-Reaktion: Der Body-Scan lehrt die Unterscheidung zwischen Sensation (Empfindung, z. B. Kribbeln im Fuß) und Reaktion (z. B. „Ich muss den Fuß bewegen“). Bei Stress wird aus einer körperlichen Sensation (Herzrasen) schnell eine Angstreaktion. Der Body-Scan trainiert die Fähigkeit, die Sensation zu tolerieren, ohne reflexartig in Panik zu geraten.
- Verbindung Geist-Körper: Er hilft dabei, die Dissoziation (Trennung) zwischen dem gestressten Geist und dem angespannten Körper aufzuheben und die aktuellen Bedürfnisse des Körpers wieder bewusst wahrzunehmen.
2. Gehmeditation (Vertiefte Wirkung)
- Unterbrechung der Zielorientierung: Im Alltag ist Gehen fast immer zielorientiert (zum Auto, zum Termin). Die Gehmeditation ist prozessorientiert. Das bewusste Verlangsamen der Schritte und die Fokussierung auf den physischen Prozess widerspricht der modernen Effizienzhaltung und entschleunigt das gesamte Nervensystem.
3. Der Sinn von Achtsamkeit (Wissenschaftliche Perspektive)
Die psychologische Wirkung der Achtsamkeit ist wissenschaftlich belegt und zielt auf die Plastizität des Gehirns ab.
- Stärkung des Präfrontalen Kortex (PFC): Regelmäßige Achtsamkeitsübungen führen zu einer verstärkten Aktivität im PFC. Der PFC ist der Bereich für exekutive Funktionen, logisches Denken und Emotionsregulation. Er kann sozusagen als „innerer Beobachter“ oder „Bremsmechanismus“ der Amygdala fungieren.
- Reduktion der Amygdala-Aktivität: Die Amygdala (die Alarmzentrale) reagiert unter chronischem Stress überempfindlich. Durch Achtsamkeit wird diese Alarmreaktion gedämpft und die emotionale Reagibilität auf Stressoren reduziert.
- Veränderung der Vernetzung: Die funktionelle Konnektivität zwischen PFC und Amygdala wird gestärkt, was bedeutet, dass die rationalen und emotional regulierenden Teile des Gehirns besser mit der Alarmzentrale kommunizieren können, um deren Feuern zu verhindern.
4. Metta-Meditation (Vertiefte Wirkung)
- Neurochemische Prozesse: Die Praxis des Mitgefühls ist mit der Freisetzung von Oxytocin verbunden. Wie bereits erwähnt, wirkt Oxytocin direkt den Stresshormonen Cortisol und Adrenalin entgegen. Es schafft ein Gefühl von Sicherheit und sozialer Verbundenheit, was im Stresszustand oft verloren geht.
- Reduktion der Stress-assoziierten Isolation: Stress führt oft zu sozialem Rückzug (ein dysfunktionales Coping). Metta-Meditation wirkt dieser Isolation entgegen, indem sie aktiv prosoziales Verhalten und Wohlwollen fördert und damit die Stressresilienz durch soziale Ressourcen stärkt.
Achtsamkeit und Tai-Chi sind somit hochwirksame Strategien, da sie nicht nur die Symptome von Stress lindern, sondern die neuronalen und hormonellen Grundlagen der Stressreaktion selbst verändern.
Thai-Chi, Gehmeditation und Body Scan setze ich selbst regelmäßig ein. Meine Erfahrung wenn ich diese Mechanismen schleifen lasse, wird mein Stressempfinden deutlich höher.
